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Die zweite Fremde


Titel
Die zweite Fremde - Zehn jüdische Lebensbilder
Personen
Hauptautorität
Bauer, Christoph W.
Verfasser/-in
Ressource
Buch
Umfang
175 S.
Ausgabevermerk
Ausgabebezeichnung
1.Aufl.
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2013
Erscheinungsort
Innsbruck-Wien
Verlagsname
Haymon Verlag
-
Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Maria Schmuckermair; Was wurde aus den jüdischen Kindern, die 1938 außer Landes gebracht wurden, um sie vor Verfolgung zu bewahren? (GE) Als nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland die Repressalien gegen Juden begannen, hielten viele noch vorerst geduldig still, weil das spätere ungeheuerliche Ausmaß der Grausamkeit und Brutalität für sie zu diesem Zeitpunkt völlig undenkbar war. Hellhörige Eltern haben jedoch schon sehr früh versucht, zumindest ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. So wurden bereits in der zweiten Jahreshälfte 1938 Kindertransporte zusammengestellt, die meist erst 10 - 14-jährige Mädchen und Buben ins Ausland verschickten, wo sie bei Pflegefamilien oder in Heimen aufgenommen wurden. Der in Innsbruck lebende Autor Christoph W. Bauer ist den Schicksalen einiger dieser Kinder buchstäblich nachgegangen und hat sie in England und Israel ausfindig gemacht und aufgesucht. Entstanden sind aus diesen berührenden Begegnungen mit den heute hochbetagten Menschen zehn Porträts, die hervorragend geeignet sind, den Terror der Nazizeit hinter den bekannten nüchternen Fakten verständlicher zu machen. Die erst neun Jahre alten Zwillinge Hans und Felix etwa werden im November 1938 von Wien aus allein mit einem Kindertransport nach Schweden verschickt und erst im Juni 1939 in England mit ihren dorthin geflohenen Eltern vereint. Der 1928 in Innsbruck geborene Erich Weinreb wird im Mai 1939 mit seinem jüngeren Bruder auf ein Donauschiff mit jüdischen Flüchtlingen gebracht - Ziel ist Palästina. Die eindringlichen Lebensgeschichten beinhalten aber nicht nur die verschlungenen Wege dieser Kinder in die neue Heimat, sondern skizzieren auch die vielen Jahrzehnte danach. Fast alle Geretteten sind glücklich, zufrieden und dankbar. Sie besuchen ihre Geburtsorte Wien oder Innsbruck kaum, sprechen die Muttersprache selten, vermissen eventuell die schöne österreichische Landschaft und halten bloß noch ein paar "Reliquien" aus der früheren Heimat in Ehren: das Schnapsservice der Großeltern, ein zerfleddertes Kochbuch - Halb dokumentarisch, halb mit persönlichen Eindrücken des Autors und seiner recherchierenden Begleiter ausgestattet, sind diese zehn Berichte ein äußerst wertvolles Zeugnis - auch angesichts des hohen Alters der Gewährsleute. ---- Quelle: Pool Feuilleton; Wer die Heimat verliert, tauscht dafür zwei Fremden ein. - Nicht nur das neue Leben wird fremd, auch das bisherige verabschiedet sich von einem. Christoph W. Bauer stellt in seinem Erinnerungsbuch aus der Gegenwart zehn jüdische Innsbruckerinnen und Innsbrucker vor, die alle nach dem Anschluss mehr oder weniger gerade noch ins Ausland fliehen konnten. Oft sind alle Spuren ausgelöscht, die Wohnungen okkupiert und nie mehr zurückgegeben worden. Manchmal, wie im Falle des Kaufhauses Tyrol gibt es eine Erinnerungstafel an die ehemaligen Besitzer. Viele der Vertriebenen haben aber schon längst abgeschlossen und fahren nur noch selten nach Innsbruck. So macht sich Christoph W. Bauer auf den Weg nach London, Manchester oder Israel, um die ins Exil Gezwungenen am Lebensabend zu befragen, was aus ihnen geworden ist. Vera Adams in Plymouth etwa ist im Tourismus gelandet, in der Schweiz hat man sie während der Ausbildung als Bürgerin zweiter Klasse angesehen, einmal war sie mit einem Westendorfer liiert, aber die Familie wollte um keinen Preis jüdische Nachkommen, so hat sich alles wieder zerschlagen. Selbst die Gedenktafel im Kaufhaus kann den Schmerz über die Verstoßung nur mäßig relativieren. Auch Dorli Neale ist in den sechziger Jahren noch einmal nach Innsbruck zurückgekommen und hat sich über die Sprüche und verlogenen Mitleidsbekundungen nur mehr gewundert. (58) In allen Interviews gibt es am Schluss eine Überlegung, was Heimat wohl bedeuten könnte. Heimat ist ein typisch deutscher Begriff, meinen die Zwillingsbrüder Hans und Felix Heimer in Manchester, eigentlich ist die Sprache die Heimat, denn sie macht das Leben und sie macht die Welt. Vera Graubart meint, dass wohl England jetzt die Heimat geworden sei. Und Abi Bauer in Israel sagt spontan, dass es das Brandjoch sei, auf das er als Kind immer geschaut hat. Ihm hat die Stadt Innsbruck noch lange nach den Nazis übel mitgespielt, als sie beim Ausbau des Südrings das Grab der Vorfahren eingeebnet hat mit der Bemerkung, die seien ohnehin nicht hier begraben gewesen. An solchen Äußerungen zeigt sich, wie wichtig dieses Erzählen ist, das Christoph W. Bauer zusammengetragen hat mit dem Gedanken, dass diese Schicksale pure Gegenwart sind, dass nichts versickern und verlöschen darf, was durchaus an Schmerz und Missachtung anwesend ist. Diese Erzählungen richten sich an uns Zeitgenossen, die immer noch allzu viele Mitbewohner ausgeschlossen haben, teils aus Geschichtslosigkeit, teils aus purem Konsumverhalten gegenüber der Gegenwart. Wenigstens die Ausrede, wir hätten nichts gewusst, wird durch diese Erzählungen an den Pranger gestellt. In der Geschichte gibt es auch so etwas wie eine Holschuld. Helmuth Schönauer
Manifestation
Titel
Haupttitel
Die zweite Fremde
Titelzusatz
Zehn jüdische Lebensbilder
Ressource
Buch
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2013
Erscheinungsort
Innsbruck-Wien
Verlagsname
Haymon Verlag
ISBN13
978-3-7099-7021-8
ISBN10
3-7099-7021-0
Körperschaften
Verlag
Interessenskreise
Datenträgertyp
Band
Veröffentlichungsangabe
Erscheinungsdatum
2013
Erscheinungsort
Innsbruck-Wien
Verlagsname
Haymon Verlag
Listenpreis
0.00 €
Verantwortlichkeitsangabe
Verantwortlichkeitsangabe, die sich auf den Haupttitel bezieht
Christoph W. Bauer
Ausgabevermerk
Ausgabebezeichnung
1.Aufl.
Umfang
175 S.
-
Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html); Autor: Maria Schmuckermair; Was wurde aus den jüdischen Kindern, die 1938 außer Landes gebracht wurden, um sie vor Verfolgung zu bewahren? (GE) Als nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland die Repressalien gegen Juden begannen, hielten viele noch vorerst geduldig still, weil das spätere ungeheuerliche Ausmaß der Grausamkeit und Brutalität für sie zu diesem Zeitpunkt völlig undenkbar war. Hellhörige Eltern haben jedoch schon sehr früh versucht, zumindest ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. So wurden bereits in der zweiten Jahreshälfte 1938 Kindertransporte zusammengestellt, die meist erst 10 - 14-jährige Mädchen und Buben ins Ausland verschickten, wo sie bei Pflegefamilien oder in Heimen aufgenommen wurden. Der in Innsbruck lebende Autor Christoph W. Bauer ist den Schicksalen einiger dieser Kinder buchstäblich nachgegangen und hat sie in England und Israel ausfindig gemacht und aufgesucht. Entstanden sind aus diesen berührenden Begegnungen mit den heute hochbetagten Menschen zehn Porträts, die hervorragend geeignet sind, den Terror der Nazizeit hinter den bekannten nüchternen Fakten verständlicher zu machen. Die erst neun Jahre alten Zwillinge Hans und Felix etwa werden im November 1938 von Wien aus allein mit einem Kindertransport nach Schweden verschickt und erst im Juni 1939 in England mit ihren dorthin geflohenen Eltern vereint. Der 1928 in Innsbruck geborene Erich Weinreb wird im Mai 1939 mit seinem jüngeren Bruder auf ein Donauschiff mit jüdischen Flüchtlingen gebracht - Ziel ist Palästina. Die eindringlichen Lebensgeschichten beinhalten aber nicht nur die verschlungenen Wege dieser Kinder in die neue Heimat, sondern skizzieren auch die vielen Jahrzehnte danach. Fast alle Geretteten sind glücklich, zufrieden und dankbar. Sie besuchen ihre Geburtsorte Wien oder Innsbruck kaum, sprechen die Muttersprache selten, vermissen eventuell die schöne österreichische Landschaft und halten bloß noch ein paar "Reliquien" aus der früheren Heimat in Ehren: das Schnapsservice der Großeltern, ein zerfleddertes Kochbuch - Halb dokumentarisch, halb mit persönlichen Eindrücken des Autors und seiner recherchierenden Begleiter ausgestattet, sind diese zehn Berichte ein äußerst wertvolles Zeugnis - auch angesichts des hohen Alters der Gewährsleute. ---- Quelle: Pool Feuilleton; Wer die Heimat verliert, tauscht dafür zwei Fremden ein. - Nicht nur das neue Leben wird fremd, auch das bisherige verabschiedet sich von einem. Christoph W. Bauer stellt in seinem Erinnerungsbuch aus der Gegenwart zehn jüdische Innsbruckerinnen und Innsbrucker vor, die alle nach dem Anschluss mehr oder weniger gerade noch ins Ausland fliehen konnten. Oft sind alle Spuren ausgelöscht, die Wohnungen okkupiert und nie mehr zurückgegeben worden. Manchmal, wie im Falle des Kaufhauses Tyrol gibt es eine Erinnerungstafel an die ehemaligen Besitzer. Viele der Vertriebenen haben aber schon längst abgeschlossen und fahren nur noch selten nach Innsbruck. So macht sich Christoph W. Bauer auf den Weg nach London, Manchester oder Israel, um die ins Exil Gezwungenen am Lebensabend zu befragen, was aus ihnen geworden ist. Vera Adams in Plymouth etwa ist im Tourismus gelandet, in der Schweiz hat man sie während der Ausbildung als Bürgerin zweiter Klasse angesehen, einmal war sie mit einem Westendorfer liiert, aber die Familie wollte um keinen Preis jüdische Nachkommen, so hat sich alles wieder zerschlagen. Selbst die Gedenktafel im Kaufhaus kann den Schmerz über die Verstoßung nur mäßig relativieren. Auch Dorli Neale ist in den sechziger Jahren noch einmal nach Innsbruck zurückgekommen und hat sich über die Sprüche und verlogenen Mitleidsbekundungen nur mehr gewundert. (58) In allen Interviews gibt es am Schluss eine Überlegung, was Heimat wohl bedeuten könnte. Heimat ist ein typisch deutscher Begriff, meinen die Zwillingsbrüder Hans und Felix Heimer in Manchester, eigentlich ist die Sprache die Heimat, denn sie macht das Leben und sie macht die Welt. Vera Graubart meint, dass wohl England jetzt die Heimat geworden sei. Und Abi Bauer in Israel sagt spontan, dass es das Brandjoch sei, auf das er als Kind immer geschaut hat. Ihm hat die Stadt Innsbruck noch lange nach den Nazis übel mitgespielt, als sie beim Ausbau des Südrings das Grab der Vorfahren eingeebnet hat mit der Bemerkung, die seien ohnehin nicht hier begraben gewesen. An solchen Äußerungen zeigt sich, wie wichtig dieses Erzählen ist, das Christoph W. Bauer zusammengetragen hat mit dem Gedanken, dass diese Schicksale pure Gegenwart sind, dass nichts versickern und verlöschen darf, was durchaus an Schmerz und Missachtung anwesend ist. Diese Erzählungen richten sich an uns Zeitgenossen, die immer noch allzu viele Mitbewohner ausgeschlossen haben, teils aus Geschichtslosigkeit, teils aus purem Konsumverhalten gegenüber der Gegenwart. Wenigstens die Ausrede, wir hätten nichts gewusst, wird durch diese Erzählungen an den Pranger gestellt. In der Geschichte gibt es auch so etwas wie eine Holschuld. Helmuth Schönauer
Sprache der Expression
Deutsch
Illustrierender Inhalt
Ill.
Titel
Bevorzugter Titel des Werks
Die zweite Fremde
Personen
Verfasser/-in
Bibliothek Satteins
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0 Reservierungen
Exemplarnummer
Signatur
Verfügbarkeit
174
DL.A
Baue
Verfügbar
bugo Bücherei Göfis
Verfügbar
0 Reservierungen
Exemplarnummer
Signatur
Verfügbarkeit
11380
DL.A
Bau
Verfügbar
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